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Energie­dienstleister 4.0

Vom Energielieferanten zum Rundum-Sorglos-Anbieter

Ein Klick auf den Schalter und das Licht erstrahlt. Einmal drehen und die Heizung wird warm. Tag für Tag erwarten Milliarden Menschen, dass sie mit Energie versorgt werden – in ausreichender Menge, in der gewünschten Energieform und rund um die Uhr.


Und ihr Bedarf an Energie steigt: Trends wie das Internet of Things und die Industrie 4.0, die Entwicklung von Smart Citys und Smart Homes sowie die E-Mobilität sorgen dafür, dass die Bereitstellung von Energie im privaten, gewerblichen und öffentlichen Raum immer wichtiger wird.

Energiewirtschaft im Umbruch

Doch es geht nicht nur um die Menge. Energieversorger sind auch gefordert, neue Produkte und Services zu entwickeln, um den sich wandelnden Bedürfnissen und Gewohnheiten im digitalen Zeitalter gerecht zu werden. Beispiele hierfür sind Angebote für Ladesäulen und -stationen, Carsharing-Lösungen bis hin zu individualisierten Stromverträgen.


Aber auch die Kommunikation mit den Endkunden und den gewerblichen Nachfragern ändert sich: Befragungen wie die Monitor-Deloitte-Studie „Kundenerlebnis@EVU“ zeigen, dass immer mehr Kunden ihre Rechnungen digital erhalten, ihre Kunden- und Verbrauchsdaten über Apps abrufen und über besondere Ereignisse wie einen Stromausfall über ihr Smartphone informiert werden möchten.

Reagieren die Energieversorger darauf nicht, werden sie auf dem wettbewerbsintensiven Markt für Energiedienstleister schnell verdrängt – nicht selten von einem Start-up-Unternehmen. 58 % der Energieversorger fühlen sich durch den Markteintritt branchenfremder Unternehmen in der Energiewirtschaft bedroht, so das Ergebnis der PwC-Studie „Deutschlands Energieversorger werden digital“. Rund ein Drittel der in dieser Studie befragten Energieversorger glaubt sogar, dass in den kommenden Jahren jeder vierte Energieversorger vom Markt verschwinden wird.

Prozesse digitalisieren

Kurzum: Die Energieversorger stehen unter einem erheblichen Druck und sind gefordert, ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle neu zu justieren. Um auch zukünftig erfolgreich am Markt zu sein, sind Energieversorger daher gefordert, nicht nur ihre Strukturen zu optimieren, sondern diese auch umzubauen und mitunter sogar neu zu errichten.

Dabei setzen die meisten Energieversorger zunächst darauf, die Effizienz ihrer Prozesse zu erhöhen. 76 % der in der PwC-Studie befragten Unternehmen sehen in der zunehmenden Digitalisierung insbesondere einen Hebel, bestehende Prozesse innerhalb ihrer Strukturen zu automatisieren.

Hierzu zählen beispielsweise die Prozesse rund um die Erstellung und Prüfung von Rechnungen: Indem Schnittstellen zwischen den ERP-Systemen der Energieversorger und denen der Wohnungswirtschaft geschaffen werden, kann der manuelle Aufwand zur Erfassung und Prüfung von Rechnungen auf beiden Seiten erheblich reduziert werden. Dies leistet z. B. die von der Aareal Bank entwickelte Lösung BK01 eConnect. In Verbindung mit BK01 immoconnect gelingt es, die Zahlungsprozesse zwischen Energie- und Wohnungswirtschaft vollständig zu digitalisieren, sodass Rechnungen und Daten problemlos ausgetauscht und in den jeweiligen ERP-Systemen ohne manuellen Aufwand weiterverarbeitet werden können.

Ein Beispiel dafür sind die Stadtwerke Lübeck.

Analyseprozesse automatisieren

Eine Digitalisierung bestehender Prozesse ist jedoch nur der erste Schritt. Um sich neben anderen Anbietern behaupten und positionieren zu können, sollten im nächsten Schritt die durch die Digitalisierung immer reichhaltiger zur Verfügung stehenden Daten dazu genutzt werden, um neue mehrwertstiftende Erkenntnisse zu gewinnen und Kunden größeren Nutzen zu verschaffen. Durch eine sinnvolle Nutzung der Daten im Sinne eines Business Analytics können beispielsweise Tools zur vorausschauenden Instandhaltung (Predictive Maintenance) oder zur Analyse des Kundenverhaltens entwickelt werden.

Mit einer intelligenten Aufbereitung dieser Daten gelingt es beispielsweise, Entwicklungen zu prognostizieren oder Defizite in der Bereitstellung von Leistungen zu identifizieren. Prozesse, Systeme und Kosten werden transparenter, während gleichzeitig die Steuerung des Unternehmens über Kennzahlen und Benchmarks erleichtert wird. Auch Lösungen für spezifische Kundensegmente lassen sich mithilfe von Business Analytics leichter Erfolg versprechend entwickeln und anbieten.

Neue digitale Angebote

Die Digitalisierung ermöglicht schließlich auch die Entwicklung komplett neuer Angebote. Diese greifen nicht selten globale Trends auf, wie die Urbanisierung, neue Mobilitätskonzepte, die zunehmende Vernetzung von Geräten oder den Wunsch nach Individualisierung. Gerade Angebote zur Kundenbindung oder zur Vereinfachung der Kundenkommunikation zeigen sich durch digitale Angebote ausbaufähig. Beispiele wären mobile Apps, interaktive Webseiten, Multi-Channel-Kommunikationsangebote bis hin zu Echtzeit-Verbrauchsinformationen und -analysen.

Typisch hierfür wären auch Angebote, die den veränderten Bedürfnissen der Kunden bei der Bezahlung ihrer Rechnungen nachkommen. So setzen sich im Online- und im Einzelhandel immer mehr innovative Bezahlformen wie Seamless oder Mobile Payments durch, die viele Endverbraucher auch einsetzen wollen, um Angebote der Energiewirtschaft zu bezahlen. Energieversorger, die derartige Bezahlformen anbieten, können sich mit diesem Angebot vom Wettbewerb abgrenzen, ihren Innovationsgrad signalisieren und neue Kunden gewinnen.

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