Nachhaltig wirtschaften
Transparenz als Basis
„Können wir Kohlendioxid kontrollieren?“ Unter diesem Titel erschien 1975 ein Arbeitspapier, geschrieben von einem 35-jährigen Ökonomen der Universität Yale.
„Können wir Kohlendioxid kontrollieren?“ Unter diesem Titel erschien 1975 ein Arbeitspapier, geschrieben von einem 35-jährigen Ökonomen der Universität Yale.
Vermutlich hatte er damals noch keine Vorstellung davon, welche Wirkung seine Veröffentlichung in der Zukunft entfalten würde: Denn dieses Arbeitspapier gilt heute als Ursprung des 1,5-Grad-Ziels, das 40 Jahre später auf der UN-Klimakonferenz in Paris von 197 Vertragsparteien verabschiedet wurde. Und der Autor des Papiers, William Nordhaus, erhielt 2018 für seine ökonomischen Forschungen zum Klimaschutz den Wirtschaftsnobelpreis.
Mit dem Übereinkommen von Paris wurde 2015 zum ersten Mal eine Zahl festgeschrieben, an der sich Klimaschutzaktivitäten weltweit ausrichten können. Außerdem traten 2016 die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) in Kraft. Sie konkretisieren, was unter einer nachhaltigen Entwicklung überhaupt zu verstehen ist und geben Staaten wie Unternehmen einen klaren Zielkanon für ihre eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten vor.
Damit haben das 1,5-Grad-Ziel und die SDGs wesentlich dazu beigetragen, dass Nachhaltigkeit heute weit weniger nebulös ist und deutlich verbindlicher gelebt wird. Fortschritte und entwickelte Maßnahmen lassen sich nun besser messen und auf ihren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung prüfen. Voraussetzung hierfür aber sind Daten – und diese setzen wiederum Transparenz voraus.
Was bei wirtschaftlichen Zielsystemen längst gang und gäbe ist, setzt sich bei Nachhaltigkeitszielen erst Schritt für Schritt durch: klare und valide Kennzahlen, die in einem Steuerungssystem miteinander in Verbindung stehen und mit denen Entwicklungen identifiziert, Risiken erkannt und Prognosen abgeleitet werden können. Diese sind mitunter schwer zu definieren, weil die grundlegenden Daten fehlen.
Die Aareal Bank Gruppe hat in den vergangenen Jahren systematisch daran gearbeitet, derartige Kennzahlen zu definieren, zu erheben und auszuwerten. Ziel ist es, die Geschäftsprozesse nicht nur in ökonomischer Hinsicht, sondern auch mit Blick auf ökologische und soziale Aspekte zu analysieren und die Gruppe anhand einer Vielzahl von finanziellen wie nichtfinanziellen Kennzahlen zu steuern. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurden Nachhaltigkeitsaspekte in den letzten Jahren immer stärker in die Strategie der Gruppe integriert, sodass heute auf Basis einer ganzheitlichen Unternehmensstrategie Entscheidungen getroffen werden.
Dieser ganzheitliche Ansatz zeigt sich beispielsweise darin, dass die Kennzahlen im Geschäftssegment Strukturierte Immobilienfinanzierungen Schritt für Schritt ausgeweitet wurden. Ab 2020 gehören zu den standardmäßig auswertbaren Kennzahlen auf Portfolioebene auch Daten zur Energieeffizienz, zu Green-Building-Zertifikaten oder zum Hintergrund vorgenommener bzw. geplanter Renovierungen. Diese Daten lassen nicht nur den Anteil an nachhaltigen Immobilien im Finanzierungsportfolio erkennen, sondern dienen auch dazu, mögliche Risiken frühzeitig zu identifizieren, geeignete Finanzierungsinstrumente zu entwickeln und zunehmende Reportinganforderungen zu erfüllen.
Da sich immer mehr institutionelle Investoren dafür interessieren, welche Risiken vom Klimawandel auf ihre Investitionen ausgehen, hat die Aareal Bank Gruppe ein Pilotprojekt mit Carbon Delta aufgesetzt. Das 2015 gegründete und im Herbst 2019 von MSCI Inc. übernommene Schweizer Umwelt-FinTech- und Datenanalyse-Unternehmen ist darauf spezialisiert, Risiken des Klimawandels zu berechnen und analysieren. Ziel des im Berichtsjahr gestarteten Pilotprojekts ist es, die von Carbon Delta entwickelten Methoden auf den Immobiliensektor zu übertragen, um auch Immobilieninvestoren entsprechende Analysen zu Klimawandelrisiken zur Verfügung zu stellen.
Im Segment Consulting/Dienstleistungen unterstützt die Aareal Bank Gruppe ihre Kunden dabei, ihre Prozesse zu digitalisieren und somit zu vereinfachen. So tragen die App-, Portal- und Plattformlösungen des digitalen Ökosystems Aareon Smart World unter anderem dazu bei, Daten nicht nur effizient und ressourcenschonend auszutauschen, sondern sie sorgen auch für alle Beteiligten für mehr Prozesstransparenz durch digitale Vernetzung. Die zur Verfügung stehenden Daten machen zahlreiche Auswertungen möglich – auch mit Blick auf nichtfinanzielle Leistungsindikatoren.
Auch andere Produkte und Services im Geschäftssegment Consulting/Dienstleistungen erhöhen gezielt die Übersicht über entwickelte Geschäftsaktivitäten und ermöglichen damit, Nachhaltigkeitskennzahlen zu definieren und vorzuhalten. Bankseitig gestaltet die Aareal Bank mithilfe digitaler Lösungen für den branchenübergreifenden Massenzahlungsverkehr die nachhaltige Prozesseffizienz für Unternehmen aus der Wohnungs- und Energiewirtschaft.